Gleichberechtigung am Arbeitsplatz: Chance statt Challenge

Allgemein 25. Feb 2025

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz? Leider noch keine Selbstverständlichkeit. Viele Frauen stoßen weiterhin auf Hindernisse. Doch Vielfalt zahlt sich aus! Wie Unternehmen Chancengleichheit fördern, Vorurteile abbauen und Karrieren unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft oder sexueller Orientierung ermöglichen können, erfährst du hier.

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz: Wo stehen wir wirklich?

Gleichberechtigung - ein Wort, das in vielen Unternehmen großgeschrieben wird. Doch wie sieht die Realität aus? Sind wir wirklich dort angekommen, wo Männer und Frauen die gleichen Chancen haben? Spoiler: Leider noch nicht.

Zahlen, die aufrütteln

Fangen wir mit den Fakten an:

  • Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18% weniger als Männer. Der unbereinigte Gender Pay Gap liege laut Statistischem Bundesamt 2023 bei genau 18%. Der bereinigte (also bei vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Erfahrung) immer noch bei 6%. (Statistisches Bundesamt, 2024)
  • Nur rund 37% der neurekrutierten Vorstandsmitglieder:innen seien Frauen. Je höher die Ebene, desto seltener seien sie vertreten. Wenn sich der Frauenanteil in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen im gleichen Tempo entwickelt wie in den letzten fünf Jahren, würde es noch 18 Jahre dauern, bis eine Verteilung von 50% erreicht ist. (AllBright Stiftung, 2023)
  • Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit. Sie leisten durchschnittlich fast 30 Stunden pro Woche unbezahlte Arbeit, während es bei Männern etwa 21 Stunden sind. Das kann sie in der Karriere ausbremsen. (Statistisches Bundesamt, 2024)

Das Problem ist nicht nur das Gehalt

Wer denkt, es geht „nur“ ums Geld, der irrt. Gehälter sind ein Symptom, aber nicht die einzige Baustelle. Es geht um Aufstiegschancen, Arbeitskultur und unbewusste Vorurteile.

  • „Gläserne Decke“: Viele Frauen stoßen an unsichtbare Grenzen, wenn es um Führungsrollen geht. Sie sind qualifiziert und werden dennoch oft übergangen.
  • Unconscious Bias: Männer werden eher als „Führungspersönlichkeiten“ wahrgenommen, Frauen hingegen als „teamorientiert“ oder „kommunikativ“. Klingt grundsätzlich gut, aber diese Vorurteile können dazu führen, dass Männer häufiger befördert werden.
  • Teilzeit = Karrierebremse: Studien zeigen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer. Wer in Teilzeit arbeitet (und das sind überwiegend Frauen), habe oft schlechtere Chancen auf einen Aufstieg. Dabei könnte moderne Führung viel flexibler sein. (Tagesschau, 2024)

Erfolgsfaktor Vielfalt: Warum Gleichberechtigung auch wirtschaftlich sinnvoll ist

Gleichberechtigung sei nicht nur fair, sondern auch ein echter Business-Vorteil. Unternehmen mit vielfältigen Teams seien innovativer, kreativer und wirtschaftlich erfolgreicher.

💡 Mehr Gewinn: Eine McKinsey-Studie (2023) zeigt, dass ethnisch-kulturell diverse Unternehmen eine um 36% höhere Profitabilität aufweisen. (McKinsey, 2023) Diverse Teams bringen verschiedene Blickwinkel mit. Das kann zu kreativeren Lösungen und neuen Ansätzen führen.

💡 Attraktivere Arbeitgeber: Laut einer IU-Studie sind Vielfalt und Inklusion für über 75% der Fachkräfte entscheidend bei der Jobwahl. Unternehmen, die darauf setzen, hätten einen klaren Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die Gleichberechtigung fördern, hätten engagiertere und loyalere Teams. Das könne die Fluktuation reduzieren und das Employer Branding stärken. (IU Internationale Hochschule, 2024)

💡 Kaufentscheidungen beeinflussen: Laut PwC Global Consumer Insights Pulse Survey (2022) seien für 40% der Verbraucher:innen soziale Faktoren wie Vielfalt und Gleichstellung kaufentscheidend. (PwC Global Consumer Insights Pulse Survey, Juni 2022)

Praxisnah: Was Unternehmen konkret tun können

Es reicht nicht über Gleichberechtigung zu sprechen. Unternehmen müssen aktiv werden. Hier sind konkrete Schritte, die Unternehmen umsetzen können, um Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu fördern:

1. Transparente Gehaltsstrukturen und Beförderungsprozesse

Verborgene Ungleichheiten entstehen oft durch unklare Gehaltsstrukturen. Unternehmen sollten regelmäßig Analysen durchführen und ihre Gehaltsstrukturen transparent kommunizieren. So können Diskriminierungen im Vorfeld vermieden werden.

2. Flexible Arbeitszeiten und Elternzeit für alle

Gleichberechtigung bedeutet auch, dass alle Mitarbeitenden die gleichen Chancen auf flexible Arbeitszeiten und Elternzeit haben, unabhängig vom Geschlecht. Unternehmen sollten sicherstellen, dass Väter ebenso wie Mütter von flexiblen Arbeitszeiten und fairen Elternzeitregelungen profitieren.

3. Mentoring- und Sponsorship-Programme

Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor in der Minderheit. Um das zu ändern, können Unternehmen Mentoring- und Sponsorship-Programme einführen. Diese können Frauen gezielt fördern und in ihre Karrieren investieren. Die Programme bieten Frauen nicht nur Unterstützung, sondern auch Zugang zu Netzwerken und weiteren Möglichkeiten.

4. Diversity-Trainings und Sensibilisierung

Schulungen und Trainings zu Diversity und Inklusion sind ein wichtiger Bestandteil, um das Miteinander nachhaltig zu verändern. Führungskräfte sollten in Trainings eingebunden werden, um Vorurteile abzubauen und fairer zu handeln. Solche Programme können helfen, ein respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen.

5. Offene Feedbackkultur

Eine transparente und offene Kommunikation ist entscheidend, um bestehende Konflikte zu erkennen. Unternehmen sollten regelmäßige Feedback-Runden einführen. Dort können Mitarbeitende ihre Erfahrungen teilen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.

Inspirierende Vorbilder und Best Practices

Gleichberechtigung am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Vision. Es gibt Unternehmen, die bereits erfolgreich vorangehen und inspirierende Beispiele setzen. Diese bestätigen, dass eine inklusive Kultur und Chancengleichheit nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind.

  • SAP ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das Gleichberechtigung in den Mittelpunkt stellt. Sie haben konkrete Ziele zur Geschlechtervielfalt in Führungsetagen definiert. So schaffen sie ein Umfeld, in dem Frauen wie Männer die gleichen Aufstiegschancen haben. Sie setzen auf Mentoring, gezielte Rekrutierung von Frauen und flexible Arbeitszeitmodelle. (SAP, 2023)
  • Die Allianz hat verschiedene Initiativen, um Frauen in Führungspositionen zu fördern. Ein zentraler Bestandteil sind die internen Netzwerke, wie AllianzNEO oder auch AllianzEngage. Diese Netzwerke bieten Mitarbeitenden eine Plattform für den Austausch, unterstützen sie bei ihrer beruflichen Entwicklung und fördern die Chancengleichheit. Sie spielen eine entscheidende Rolle dabei, Frauen in ihrer Karriere zu stärken und eine inklusive Kultur zu schaffen.

Blick in die Zukunft: Wie sieht eine wirklich gleichberechtigte Arbeitswelt aus?

Eine gleichberechtigte Arbeitswelt bedeutet faire Gehälter, gleiche Karrierechancen und eine Kultur, in der Vielfalt als Erfolgsfaktor gesehen wird. Technologische Entwicklungen wie KI-gestützte Bewerbungsverfahren könnten unbewusste Vorurteile reduzieren, während gesellschaftliche Trends traditionelle Rollenbilder weiter aufbrechen.

Doch das allein reicht nicht. Es braucht Unternehmen, die aktiv handeln. Was wäre, wenn Gleichberechtigung kein Thema mehr sein müsste? Dann würden wir nicht mehr über Frauenquoten, Gender Pay Gaps oder gläserne Decken sprechen.

Stattdessen wäre es ganz normal, dass Führungsteams divers sind und Karrieren unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Lebensmodell verlaufen. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, aber jede Maßnahme, jedes Umdenken und jede mutige Entscheidung bringt uns diesem Szenario ein Stück näher!

Quellen

  • https://static1.squarespace.com/static/5c7e8528f4755a0bedc3f8f1/t/6529ae5e1d7b10502ac056c9/1697230435965/Allbright-Bericht-Herbst%2B2023.pdf? (AllBright Stiftung, 2023)
  • https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/frauen-bonuszahlungen-teilzeit-anteil-familie-beruf-sorgearbeit-100.html? (Tagesschau, 2024)
  • https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_027_621.html (Statistisches Bundesamt, 2024)
  • https://news.sap.com/germany/2023/03/frauen-technologiebranche-weltfrauentag/? (SAP, 2023)
  • https://www.mckinsey.de/~/media/mckinsey/locations/europe%20and%20middle%20east/deutschland/news/presse/2023/2023-09-18%20kulturelle%20vielfalt/2308_whitepaper_cultural_diversity_vs.pdf? (McKinsey, 2023)
  • https://www.iu.de/forschung/studien/diversity-und-inklusion/? (IU Internationale Hochschule, 2024)
  • https://www.pwc.com/gx/en/news-room/press-releases/2022/global-consumer-insights-pulse-survey.html (PwC Global Consumer Insights Pulse Survey, Juni 2022)